tja, da hat mich mein gestriges geschreibsel doch glatt zu einer bisher schlaflosen nacht gebracht. und euch zu diesem völlig verschwurbelten und in vielen facetten niemals fertig sein könnenden text.
ich entschuldige mich schon jetzt dafür und beteuere, vollkommen nüchtern zu sein.
in dem moment als ich die augen schloss, manifestierte sich das gefühl mich mir selbst gegenüber ungenügend geäussert zu haben in dutzenden fiktiven und realen wort-, satz- und bildfetzen.
ich merkte, ich daß ich meiner doch recht rasanten persönlichen entwicklung insbesondere des letzten jahres rechnung tragen muss. das bedeutet, mich von mittlerweile vielfach überholten, oder einfach lästigen ansätzen der einschätzung, bewertung und erwartungsbildung abschied zu nehmen.
warum ich so lange nicht das bedürfnis hatte zu schreiben? ich glaub, das ist der grund:
ich spüre kaum noch aufpeitschenden ekel, keine wut mehr in mir, welche ja abseits des anekdotenerzählens, das treibende moment meines schreibens war. ich habe nicht mehr das bedürfnis, auf jeden trottel, auf jeden scheiss, lauthals aufmerksam zu machen. ich mache mich mittlerweile eher selbst auf die kleinen und großen dinge um mich herum aufmerksam, reflektiere sie und teile mich dann lieber einem kleinen, augewählten, interessierten kreis mit. deshalb mag ich mich eigentlich auch gar nicht mehr, hier wie auch im reallife, selbst in und in den kontext zur “szene” und all den anderen, wie auch immer zu definierenden “szenen” setzen. warum a priori beständig an scheisse denken, über scheisse reden und schreiben, anstatt mich erstmal zurückzulehnen und meinen leckeren freundschaftsbecher mit sahnehaube und leckerer cocktailkirsche zu vernaschen? die scheisse läuft davon nicht weg. leider. doch sie kann sich gefälligst hinten anstellen.
denn viel mehr freue ich mich doch lieber über verbleibende und hinzukommende tolle menschen in meinem leben, mit denen ich dann vielleicht sogar noch dieses kleine kurzhaarige “cocktailkirschchen” teilen und geniessen kann, was schon so viele worte provoziert hat und doch am gehaltsvollsten in dem einfachen, gegenseitigen verständnis unter- und voneinander ausdruck findet. es gibt nicht den einen, richtigen weg für mich und auch für niemanden sonst. das ist eine banale und doch weitreichende erkenntnis. ein weitergereichter, weitgehend halluzinierter, “way of life” kann einen jungen menschen unter umständen ein gutes und auch schönes stück begleiten, sollte aber nicht das traurige ende persönlicher entwicklung sein. aber einfach nur woanders mit-, oder identitäts- und haltslos vor sich selbst wegzulaufen, genauso wenig. klingt schwierig, ist es auch. ich hab lange gebraucht um eine ahnung davon zu bekommen wer ich eigentlich sein möchte, kann und bin. andere habens viel früher geschafft, schäffens später, oder nie. who cares.
so sitze ich hier, tippe und handsup!hardstyle meets ska, oi beats soul und ralph reichts lässt tränen laufen. turnschuhe und martens feiern zusammen ne party, der windbreaker liegt im dauerflirt mit dem einzigen stoffi und geht doch furchtbar gern mit der tarnhose und dem perry fremd. die staprests sehen immer noch unschlagbar attraktiv in meinem schrank aus – auch wenn sie jetzt zu groß, statt viel zu klein sind. dumme menschen gibts für immer gratis und zu hauf, über gefühle reden ist cool, gewalt nicht und die erde ist rund. letzendlich ist das meiste davon ohne relevanz für die wirklich wichtigen dinge zwischen freunden und für mich allein.
ist das jetzt ein rückzug, die rechtfertigung für unkritische passivität? der einstieg in einen wie auch immer gearteten ausstieg? woraus auch immer?
ich mein, skinhead war und ist für mich schon immer etwas sehr privates, trotz natürlich öffentlichster zurschaustellung und klarer politischer positionierung. es war und ist eine art von unbeholfener abgrenzung, noch zum teil ein sich beständig verändernder ausdruck und abgleich inneren befindens, aktueller attitüde, schwächen wie hoffnungen. im zweifel halt immer dagegen. und gleichzeitig ganz unaufgeregt eine liebe, bis zu einem gewissen grad ein fetisch. musik, style, inhalt und oberfläche. ein tolles gefühl.
ja, es ist eine art rückzug, aber nicht kapitulierend, sondern anerkennend, daß es für mich wichtigere, interessantere und vor allem freudebringendere dinge in meinem leben gibt.
suff, gewalt und schlechte laune sind halt nicht alles.^^
in diesem sinne mach ichs mir so schön ich kann, bleibe kritisch und erwarte keinen applaus dafür.
ich hoffe ihr auch.
p.s. : dies war mein letzter text für diesen skinheadblog. ich danke.